Tyrannen muessen nicht sein by Winterhoff Michael

Tyrannen muessen nicht sein by Winterhoff Michael

Autor:Winterhoff, Michael [Winterhoff, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gütersloher Verlagshaus
veröffentlicht: 2013-11-27T16:00:00+00:00


Kommunikation zwischen Paaren

Um noch deutlicher zu machen, welche fatalen Auswirkungen die von mir beschriebenen Beziehungsstörungen für unser gesamtes Leben haben, möchte ich noch ein paar Worte dazu verlieren, was sich in den Familien und innerhalb der Paarbeziehungen abspielt, die mit problematischen Kindern leben.

Es ist ganz offensichtlich, dass mit den falschen Verhaltensweisen vieler Erwachsener nicht nur viele weitgehend arbeits- und beziehungsunfähige Kinder und Jugendliche herangezogen werden, sondern dass auch die Paarbeziehungen unter den Erwachsenen selbst erheblich darunter leiden, wenn bei einem Partner eine Beziehungsstörung zum Kind vorliegt und beim anderen nicht. Es entzündet sich in solchen Fällen allzu leicht ein Dauerstreit, der bis zum Bruch der Beziehung führen kann.

Nehmen wir hierzu ein Beispiel: Fußballabend bei Familie Schmidt. Man hat Bekannte eingeladen, um gemeinsam ein wichtiges Spiel zu schauen. Anpfiff ist um 20.45 Uhr. Für den fünfjährigen Max, Sohn der Schmidts, der normalerweise um 20.00 Uhr im Bett verschwunden ist, sollte der gewohnte Ablauf auch für diesen besagten Abend gelten. Da der Kleine jedoch merkt, dass am Abend etwas Aufregendes stattfinden soll und auch mitbekommen hat, dass es Fußball im Fernsehen gibt, nörgelt er herum und verlangt, aufbleiben zu dürfen. Herr Schmidt sieht das Kind als Kind, lässt sich nicht auf Diskussionen ein und bedeutet seinem Sohn, dass an länger aufbleiben nicht zu denken sei und er selbstverständlich zur gewohnten Zeit ins Bett gehe. Frau Schmidt sieht das ganz anders. Sie hat von Beginn an ihr Kind auf einer partnerschaftlichen Ebene betrachtet und findet, diese Entscheidung müsse zumindest dem Kind gegenüber begründet werden. Sie kann sich unmöglich damit abfinden, dass ihr Mann dem Jungen sein Begehr schlicht und ergreifend verweigert, da sie der Ansicht ist, einem sich auf gleicher Stufe befindlichen Partner könne man nichts verweigern, ohne dass sich bei diesem zumindest die durch Erklärungen idealerweise hervorzurufende Einsicht einstellt. Während er also eine ihm zustehende Entscheidung trifft, kritisiert sie ihn dafür im Angesicht des Nachwuchses.

Ein solches Verhalten der Frau gegenüber ihrem Mann schwächt ihn jedoch erheblich vor dem Kind, gar nicht davon zu reden, welche fatalen Auswirkungen die differierenden Ansichten der Eltern auf das Kind haben, handelt es sich doch um eine günstige Ausgangsbasis, um seine Eltern gegeneinander auszuspielen. Zusätzlich ist, wie bereits beschrieben, eine zielführende Kommunikation über diesen Vorgang unmöglich, da beide zwar von ihrem Sohn sprechen, dabei aber unterschiedliche »Objekte« meinen. Da es im Alltag viele solcher kleinen Entscheidungen gibt, wird es in der Familie Schmidt immer wieder zu ähnlichen Vorkommnissen kommen, die mittel- und langfristig die Paarbeziehung der Eltern erheblich belasten. Eine Chance besteht in dieser Situation im Grunde lediglich in Form einer Selbsterkenntnis bei demjenigen, der sich in einem partnerschaftlichen Konzept gegenüber dem Kind befindet, im Beispiel die Mutter. Erst dann, wenn beide dasselbe meinen, wenn sie also vom Kind als Kind reden, wäre es möglich, wieder zu einer insgesamt befriedigenden Familiensituation zu kommen, die auch dem Sohn eine Chance auf optimale psychische Entwicklung böte.

Es wird heute viel darüber geredet, Kinder seien ein Armutsrisiko. Der fehlende Ausgleich für finanzielle Mehrbelastungen ist in der Tat ein wichtiges Thema. Das



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